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Materialinnovation: Vegane Lederalternativen auf Pflanzenbasis

Material innovation Vegan leather alternatives

Da Veganismus und klimabewusstes Konsumverhalten immer mehr an Bedeutung gewinnen, wächst auch das Interesse an pflanzlichen, tierleidfreien und kohlenstoffarmen Alternativen zu herkömmlichem Leder. Die Modeindustrie hat daraufhin im letzten Jahr zahlreiche Innovationen hervorgebracht, unter anderem die Entwicklung neuer veganer Lederalternativen aus Kaktusblättern, Traubenkernen und Apfelschalen.

Einige dieser neuen Materialien sind vollständig recycelbar, biologisch abbaubar oder sogar kompostierbar, wie zum Beispiel "Kokosnussleder" von Malai. Das Material wird aus bakterieller Zellulose von Kokosnusswasser hergestellt, das bei der Verarbeitung von Kokosnüssen anfällt. Das gesammelte Kokosnusswasser wird als Nährstoff für die Bakterien verwendet, die für die Zelluloseproduktion verantwortlich sind. Sobald der Fermentationsprozess abgeschlossen ist, wird das Zellulosematerial geerntet und mit Naturfasern wie Banane, Sisal und Hanf sowie Harz und Gummi verstärkt. Das daraus resultierende Material ist zertifiziert vegan und biologisch abbaubar und kann je nach Art der verwendeten wasser- oder ölbasierten Beschichtungen eine matte, halbglänzende oder vollständig glänzende Oberfläche haben. Durch die Verwendung von beizmittelfreien natürlichen Farbstoffen ist das Material auch in verschiedenen Farben erhältlich.

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Darüber hinaus gibt es andere pflanzliche Lederalternativen, die aus einer Mischung von natürlichen Materialien und Kunststoffen (in der Regel Polyurethanen) bestehen, welche normalerweise mit einem Trägertextil aus Baumwolle oder Polyester verbunden sind. Diese Materialien haben viele positive Eigenschaften - unter anderem, dass sie tierischem Leder ähnlicher sind als z. B. das aus Kokosnussabfällen hergestellte Biokompositmaterial. Sie sind haltbar, haben eine weiche Oberfläche und das Aussehen und die Haptik ähneln echtem Leder. Die Materialien eignen sich für eine breite Palette von Anwendungen, darunter Handtaschen, Geldbörsen, Schuhe und sogar Autoinnenräume. Ein Beispiel für vier verschiedene pflanzenbasierte Lederalternativen sind Piñatex, Desserto, Appleskin und Vegea: 

 

  • Ananasfasern sind ein vielseitiges und nachhaltiges Material, das aus den Blättern der Ananaspflanze hergestellt wird. Diese Blätter sind ein landwirtschaftliches Beiprodukt der Lebensmittelindustrie, und ihre Verwendung schafft ein zusätzliches und stabiles Einkommen für die lokale Landwirtschaft. Ananas Anam hat eine Art Vlies aus Ananasfasern entwickelt, das die Grundlage für Piñatex bildet. Da die Ananasfasern aus landwirtschaftlichen Abfällen gewonnen werden, haben sie im Vergleich zu anderen Textilfasern eine geringe Umweltbelastung. Für die Herstellung eines Quadratmeters Piñatex werden fast 500 Blätter benötigt, was durchschnittlich in etwa 16 Ananas entspricht. (→ Alle Produkte aus Piñatex)

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  • Desserto ist ein mexikanisches Unternehmen, das eine pflanzliche Lederalternative aus Nopal-Kaktusblättern und Polyurethan herstellt. Das Material wird aus USDA-zertifizierten Kakteen hergestellt, die in der mineralstoffreichen Region von Zacatecas, Mexiko, biologisch angebaut werden. Für die Herstellung des Materials werden nur die reifen Blätter abgeschnitten, ohne die Pflanze selbst zu beschädigen, so dass die Ernte alle 6-8 Monate wiederholt werden kann. Kaktus ist ein natürlicher Kohlenstoffspeicher, und es werden nur drei Kaktusblätter benötigt, um einen laufenden Meter Desserto herzustellen. Das fertige Material ist haltbar, reißfest und zugleich weich. (→ Alle Produkte aus Desserto)

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  • Das deutsche Unternehmen Nuuwaï hat Appleskin entwickelt, ein lederähnliches Material, das aus Apfelabfällen hergestellt wird. Das Material ist PETA-approved vegan und besteht aus 26% Apfelabfällen, 38% Polyurethan, 20% Polyester und 16% Baumwolle. Die Apfelreste werden getrocknet, zu einem feinen Pulver gemahlen, mit Polyurethan gemischt und auf reißfestes Baumwollgewebe aufgetragen. Das so entstandene Material ist langlebig, wasserabweisend und Öko-Tex 100 zertifiziert. (→ Alle Produkte aus Appleskin)

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  • Das italienische Unternehmen Vegea hat ein innovatives Verfahren zur Herstellung von "Weinleder" entwickelt, bei dem Traubenschalen und -kerne verwendet werden. Dieses vegane Material wird mit sehr wenig Wasser und 70% erneuerbaren und recycelten Rohstoffen hergestellt. Bei dem Verfahren wird das Öl aus den Traubenkernen extrahiert und der Treber getrocknet. Anschließend wird die Masse mit Polyurethan auf Wasserbasis kombiniert, um ein biobasiertes Material zu erhalten, das dann auf ein Gewebe aus Bio-Baumwolle aufgetragen wird. "Weinleder" ist langlebig und vielseitig verwendbar, und wurde 2017 mit dem Global Change Award der H&M Foundation ausgezeichnet. (→ Alle Produkte aus "Weinleder")

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Einer der größten Vorteile ist, dass diese pflanzlichen Lederalternativen Abfallmaterial in etwas Nützliches umwandeln und somit einen gewissen Teil des Kunststoffs ersetzen, im Gegensatz zu Produkten, die zu 100 % aus Polyurethan hergestellt werden. Da sie zumindest teilweise aus landwirtschaftlichen Abfällen bestehen, hat ihre Herstellung im Allgemeinen geringere Auswirkungen auf die Umwelt und unterstützt lokale Landwirte, die dadurch neue Einkommensquellen erschließen können.

Der größte Nachteil ist jedoch, dass die pflanzenbasierten Lederalternativen aufgrund des gemischten Materialansatzes bisher weder vollständig recycelt werden können, noch biologisch abbaubar sind. Unternehmen wie Nuuwaï arbeiten bereits an einer nachhaltigeren Lösung aus biobasiertem PU, das aus fermentierter Biomasse hergestellt wird, im Moment sind die Materialien jedoch noch nicht vollständig kreislauffähig.

Neben den oben genannten gibt es auch andere großartige pflanzenbasierte Alternativen zu Tierleder, wie Kork, Bananenfasern oder Teak Blätter. Jedes dieser Materialien hat ganz eigene Charakteristiken sowie Vor- und Nachteile, über die ihr in unserer Materialbibliothek mehr erfahren könnt.

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